Galaxienpaare und -gruppen

Aufgrund der hierarchischen Struktur der Dichteverteilungen im frühen Universum (nach dem Urknall) sind einzelne, isolierte Galaxien eher die Ausnahme. Galaxien kommen meist in Paaren, Gruppen oder gar großen Haufen vor. Dabei können sie sich bei ihrer Bewegung im gemeinsamen Schwerefeld immer wieder annähern  und sogar kollidieren, was häufig auch zu eine gravitativen Verschmelzung, also Vereinigung der Galaxien führt.

M 81/82 (NGC 3031/34)
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 16.6 Stunden

Hier umkreisen sich aufgrund der gravitativen Anziehung über einen Zeitraum von mehreren Milliarden Jahren zwei Galaxien, welche in der Projektion ca. 10 Millionen Lichtjahre voneinander entfernt sind. Die Wechselwirkung äußert sich in prägnanten Spiralarmen bei M 81 (unten) sowie dem Ausstoß von ionisiertem Gas bei M 82 (oben).

M 81-Galaxiengruppe
Evostar 72, Canon 1100Da, 4.2 Stunden

M 81, M 82, NGC 2976 und NGC 3077 bilden eine Galaxiengruppe, zu der weitere Zwerggalaxien gehören (außerhalb des hier gezeigten Feldes). Am Westrand des Bildes sind zudem noch die Galaxien NGC 2959 und NGC 2961 zu erkennen, die weiter entfernt im Hinergrund stehen.

NGC 4627, NGC 4631, NGC 4656
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 5.0 Stunden

Dieses interessante Galaxiengruppe besteht aus den drei Galaxien NGC 4631 (oben Mitte), NGC 4627 (direkt darüber) und NGC 4656 (unten links). Diese wechselwirken gravitativ, wobei sie sich über einen Zeitraum von ein paar Milliarden Jahren umkreisen. Dabei wird der Einfluß der Wechselwirkung in den beiden großen Galaxien sichtbar. NGC4656 ist stark 'verbogen', NGC 4631 zeigt sehr starke Sternentstehung, was letztlich auch für ihre auffällig blaue Farbe verantwortlich ist. Sie zeigt entlang ihrer Ebene viel Staub, der deutlich vertikale Strukturen ausbildet, die aus der Scheibe herausragen. Diese Materie (Staub und Gas) wird hauptsächlich durch den von Supernova-Explosionen erzeugten Druck aus der Scheibe herausgeschleudert. Die kleine elliptische Galaxie NGC 4627 erscheint strukturlos, weil sie keine neue Sternentstehung mehr hat. Ihr interstellares Gas ist nahezu komplett in Sterne umgesetzt worden. Die Entfernung dieser Galaxiengruppe beträgt ca. 30 Millionen Lichtjahre.

Leo-Triplett: M 65 (NGC 3623), M 66 (NGC 3627), NGC 3628
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 7.2 Stunden

Das Leo-Triplett, 30 Millionen Lichtjahre entfernt, besteht aus den drei Galaxien NGC 3628 im Nordosten, NGC 3627 (M 66) im Südosten, und NGC 3623 (M 65) im Südwesten. Sie wechselwirken gravitativ, was man an Störungen ihrer Scheiben auch klar erkennt. Insbesondere NGC 3628, wie man sehr genau von der Kante her sieht, zeigt diese Störungen sehr deutlich. Ihre Scheibe ist sehr stark verformt und zeigt sogar eine Aufspaltung.

NGC 4633/34
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 11.1 Stunden
Das Galaxienpaar NGC 4633/34 befindet sich am Rand des Virgo-Galaxienhauens in 62 Millionen Lichtjahren Entfernung. NGC4634 sieht man genau von der Kante her, sie ist also eine sog. Edge-on-Galaxie. NGC4633 ist ebenfalls stark gegenüber der Sichtlinie geneigt. Die gravitative Wechselwiirkung der beiden Galaxien ist nicht sehr stark, da es keine starken Deformierungen ihrer Scheiben und keine Materiebrücken gibt. In der Projektion sind ihre Zentren ca. 60000 Lichtjahre voneinander entfernt. Wahrscheinlich stehen sie im Raum weiter auseinander.

NGC 7331 + Stephan's Quintet
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 19.8 Stunden

Hier sieht man ein interessantes Himmelsareal, in welchem oben links die etwa 40 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie NGC 7331 zu sehen ist, während im sog. Stephan's Quintett in der Bildmitte in einer 300 Millionen Lichtjahre entfernten Gruppe fünf Galaxien gravitativ miteinander verbunden sind. Die hellste Galaxie in dieser Gruppierung, NGC 7320 (die größere mit der deutlich bläulichen Farbe), steht mit 35 Millionen Lichtjahren wesentlich näher und ist nur zufällig auf die kompakte Galaxiengruppe projiziert. Die Gruppe bleibt jedoch ein Quintett, weil weiter östlich (links) eine weitere Galaxie steht, die physikalisch zu den vier anderen gehört. Deutlich erkennt man in dieser Gruppe Gezeitenschweife, die durch die enge gegenseitige Wechselwirkung verursacht werden.

M 51 (NGC 5194/95)
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 9.8 Stunden

Diese 25 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxie sieht man in enger gravitativer Wechselwirkung mit einer zweiten, kleineren Galaxie. Die beiden Galaxien umrunden sich über Zeiträume von einigen Milliarden Jahren, wobei der kleinere Partner, NGC 5195, dabei offensichtlich eine große Zahl an Sternen verliert, wie man an den Stellar aus Strömungen erkennen kann. Bei der Hauptgalaxie, NGC 5194, fällt sofort die ausgeprägte Spiralstruktur ins Auge. Diese Spiralarme sind ebenfalls eine Folge der Einwirkung der Schwerkraft durch den kleineren Partner. In ein, zwei Milliarden Jahren werden sie durch gravitative Verschmelzung vereinigt sein. Nördlich von NGC 5195 erkennt man eine wellenförmige Gezeitenstruktur sowie westlich davon einen Gezeitenschweif. Dies sind Gezeitenströme aus Milliarden von Sternen, die aus der kleineren Galaxie herausgerissen wurden.

NGC 4038/39
Maksutov-Newton, Canon 1100Da, 15.9 Stunden

Das ca. 65 Millionen Lichtjahre entfernte Galaxienpaar NGC 4038/39, auch 'Antennengalaxien' genannt, befindet sich im Stadium der gravitativen Verschmelzung, d.h. sie haben sich aufgrund der Schwerkraft aufeinander zubewegt und durchdringen sich nun. Dabei haben sich lange Gezeitenschweife gebildet, die (in der Projektion!) bis zu 180000 Lichtjahre in den intergalaktischen Raum hinausreichen. Im zentralen Gebiet der beiden Galaxien ist die Sternentstehungsrate aufgrund der andauernden Kollision der Gaswolken enorm hoch. Größere Galaxien haben einen solchen Prozeß im Laufe ihrer Entwicklung mindestens einmal durchlaufen.